Möge der Saft mit euch sein!

Lithium-Batterien sind aktuell der Renner in unserer Branche. Angeboten wird vieles aber nicht alles ist dauerhaft gut. Was unterscheidet die am Markt erhältlichen Batterien und worauf sollte man als Käufer achten? Hierzu habe ich den Entwickler und Produzenten Michael Deuse befragt.

Martin: Michael, du bist IT Fachmann, besitzt ein eigenes Unternehmen in dieser Branche und arbeitest auch international mit so bekannten Playern wie Canon zusammen. Was hat dich dazu bewogen nebenbei noch eine eigene Produktlinie Lithium-Batterien auf den Markt zu bringen?

Michael: Ich bin auch als Camper unterwegs. Bei der Aufrüstung meines kanadischen Trailers fand ich schlicht keine Batterie auf dem Markt, die die für mich wichtigen Kriterien erfüllt: Qualität und Nachhaltigkeit zu einem akzeptablen Preis. Die angebotenen Spitzenprodukte waren schlicht zu teuer und grundsätzlich waren alle Batterien nicht wirklich nachhaltig. Sie verursachen bei einer späteren Entsorgung schlicht zu viel Müll. Da war mir klar, das geht besser. 

Martin: Und dann setzt du dich hin, nimmst Bleistift und Block und entwirfst mal eben die perfekte Lithium-Batterie?

Michael (lacht): Fast richtig. Durch meine langjährige Arbeit in und für High-Tech Unternehmen habe ich eben die passenden Kontakte. Einerseits zu den für die Entwicklung hier in Deutschland kompetenten Ingenieuren, andererseits zu Produzenten in China, denn die Produktionskapazitäten liegen eindeutig in Übersee. Wir haben dann in fast zwei Jahren ein über 100 Punkte umfassendes Konzept erstellt. Was genau braucht der Camper, was ist technisch möglich, was ist auch kommerziell möglich, wie erreichen wir die größtmögliche Nachhaltigkeit, elektronische und chemische Anforderungen etc. In der nächsten Phase mussten wir dann einen Hersteller finden, der alle unsere Anforderungen erfüllen kann. Zum Beispiel die Zertifizierung. Unsere Batterien sind natürlich CE zertifiziert. Wir haben ein echtes 64 Seiten umfassendes Zertifikat und natürlich erfüllen unsere Produkte auch sämtliche Auflagen der UN38.3, in der es um die Sicherheit beim Transport auf europäischen Straßen geht. Das sind Punkte, auf die der Verbraucher im Hinblick auf seine eigene Sicherheit wirklich achten sollte.
Wir fanden dann drei Hersteller, bei denen ich dann jeweils fünf Prototypen bestellte. Damit haben wir dann hier weiter getestet und getüftelt. Immer auch mit Händlern wie euch, da wir ja auch immer den Bedarf der Camper bestmöglich abdecken wollen.

Martin: Wir merken einen Trend in Richtung Offroad Camping. Sind deine Batterien so stabil, dass sie dafür dauerhaft verwendet werden können?

Michael: Ich dachte tatsächlich daran, die neueste Serie „Rugged“ zu nennen. Nicht nur unsere Metallgehäuse mit ihren Verstrebungen sorgen für diese Stabilität. Auch die verwendete Vibrationsdämmung, die die Zellen schützt, bis hin zur den dauerelastischen Isolationsstoffen in den Batterien prädestinieren unsere Produkte dazu. Aber auch im normalen Wohnmobil Einsatz kommt es zu Vibrationen, die eine schlecht konstruierte Batterie relativ schnell zerstören können. Daher unsere zugegeben wirklich aufwändige Konstruktion.

Martin: Deine aktuellen Serien sind alle sehr aufwändig beheizt. Warum?

Michael: Unsere Batterien werden durch unsere markenrechtlich geschützte SMART-defrost® Technologie bei Bedarf und nur dann beheizt. Bei niedrigen Temperaturen reagiert die Chemie in der Batteriezelle zunehmend träger. Das liegt vor allem am Verhalten des Elektrolyts, einer dickflüssigen Substanz in den einzelnen Zellen der Batterien. Ist es zu kalt haben es die Ionen sehr viel schwerer, das Elektrolyt auf ihrem Weg vom Minus- zum Pluspol zu durchdringen. Theoretisch kannst du bis ca. -20°C einer Batterie zwar Ladung entnehmen (was ich bei einer ungeheizten Batterie aber bereits bedenklich finde), zum Aufladen sollte die Temperatur aber auf jeden Fall größer 0°C betragen. Sonst nimmt die Batterie innerhalb kurzer Zeit Schaden. Wir reden hier vielleicht nicht von einem sofortigen Ausfall. Jedoch vermindert sich die Lebensdauer erheblich. Um dem zu begegnen, gehen einige Hersteller hin und packen zwischen Gehäuse und Zellen Heizelemente. Die heizen gerade so viel, dass die kritische Temperatur überschritten wird. Das Problem hierbei ist jedoch, dass so nur die äußeren Zellen beheizt werden, während die Kerntemperatur der Batterie durchaus noch unter der kritischen Temperatur liegt, wenn die Ladung beginnt. Um das zu verhindern, bauen wir auch zwischen den Zellen Heizelemente ein. Die Temperatur der Batterie wird an mehreren Stellen gemessen. Erst wenn die Temperatur der Zellen durchgängig mindestens acht Grad plus erreicht, schaltet das Batteriemanagement auf go.

Martin: Muss der Benutzer hierbei etwas beachten?

Michael: Nein, diese Prozesse laufen völlig autonom in der Batterie ab. Der Benutzer kann das, wenn er möchte, in der App beobachten.

Martin: Ah ja, die App. Du hast da eine sehr schöne App. Wozu braucht man die?

Michael: Eine Komponente unserer Elektronik ist ein Bluetooth-Modul. Dazu kann der Kunde eine App für iOS oder Android im jeweiligen Store herunterladen. Mit dieser App kann man dann zum Beispiel die Batterie ein- und ausschalten. So spart man sich den Batteriehauptschalter. Bei einer Stillegung des Fahrzeugs im Winter kann so die Batterie ganz einfach von allen Verbrauchern getrennt werden. Batteriemanagement und Bluetooth schalten dabei in einen Ruhezustand, der so wenig Energie benötigt, dass die Batterie, am besten zu etwa 50 % geladen, bequem über mehrere Monate ruhen kann. Sie verliert dabei kaum nennenswert Ladung. Außerdem ist das in der Batterie integrierte Display je nach Einbauort ja auch nicht mehr so leicht abzulesen. Daher lassen sich alle Werte auch bequem über die App auslesen.

Martin: Viele Lithium Batterien können nicht seriell verschaltet werden. 24V Bordspannungssysteme bleiben so außen vor.

Michael: Das ist richtig. Wir können aber bis zu vier Batterien seriell verschalten, womit sogar 48V möglich wären. Ebenso lassen sich unsere Produkte parallel verschalten, was dann die Kapazität entsprechend erhöht. Unser Batteriemanagement macht das leicht möglich. Das intelligente Design unserer Gehäuse erlaubt dabei kurze Kabelbrücken zwischen 5 cm bei serieller und 20 cm bei paralleler Verschaltung.

Martin: Du bist nicht der Typ, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Was hast du als nächstes in der Pipeline?

Michael: Der Wunsch nach Autarkie wird zunehmen. Das sehen wir schon jetzt. Ebenso werden immer mehr rein elektrische Komponenten in die Fahrzeuge verbaut. Kompressorkühlschränke zum Beispiel oder Induktionskochfelder. Der Bedarf an großen Stromspeichern wird also größer. Ab Frühjahr 2023 werden wir daher eine (fast) 400 Ah starke Batterie, passend für die Ducato Fahrersitzkonsole anbieten. Überhaupt entwickeln wir derzeit eine ganze Reihe fahrzeugspezifischer Batterien für die in der Reisemobilbranche gängigen Basisfahrzeuge.

Martin: Ich danke dir, dass du dir für uns die Zeit genommen hast und für die vielen Informationen.

Michael: Vielen Dank für das Gespräch.